Wer war Hans Lungwitz?

Hans Lungwitz (1881-1867) – Begründer der Psychobiologie, einer kausalitäts- und metaphysikfreien wissenschaftlichen Anthropologie

Hauptwerke:
„Die Entdeckung der Seele“
„Lehrbuch der Psychobiologie“ (8 Bände), mit

– Neurobiologische und erkenntnistheoretische
Grundlagen der Psychobiologie
– Psychobiologie der Sprache
– Psychobiologie der Entwicklung
– Psychobiologie der Krankheit 

Der Ausganspunkt meiner Lebensarbeit war der Hunger nach Erkenntnis: wie kommt das menschliche Denken, das menschliche Bewusstsein, die menschliche Anschauung zustande? Diese Frage ist einerseits eine philosophische und zwar erkenntnistheoretische, andererseits eine medizinische. Das erkenntnistheoretische Grundproblem ist die Frage nach dem Wesen der Dinge, also die Trias: was ist das Erkannte (das Objekt, das Gedachte, das Bewusste, Wahrgenommene, Angeschaute usw.), was ist das Erkennende (Wahrnehmende, Anschauende, Denkende usw.), und was ist, wie geschieht das Erkennen (Wahrnehmen, Anschauen, Denken usw.)? Die Medizin dagegen … hat die Aufgabe, das Denkorgan ausfindig zu machen und seine Struktur und Funktion zu studieren und zu beschreiben.

Hans Lungwitz

Hans Lungwitz wurde 1881 in Gößnitz geboren. Nach dem Studium der Philologie, Chemie und Medizin promovierte er zum Dr. med., Dr. phil. und eröffnete 1908 eine ärztliche Praxis für Allgemeinmedizin in Berlin, wo er bis zu seinem Tode 1967 lebte. Nach einer psychoanalytischen Ausbildung bei Abraham wendet er die Psychoanalyse bei der Behandlung funktioneller Störungen an. Zunehmende Zweifel an den von Freud postulierten Annahmen psychischer Mechanismen und seiner Interpretation neurotischer Symptome als der Wirkung der Ursache „Verdrängung“ veranlassten Lungwitz zur Entwicklung einer eigenen kausalitäts- und metaphysikfreien Theorie.

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts begründete er eine eigenständige philosophische und medizinische Anthropologie, die er Psychobiologie nannte, die er auf über fünfeinhalbtausend Seiten niederlegte und in den Jahren 1933 bis 1956 in acht voluminösen Bänden in zehn Teilen herausgab. Diesem „Lehrbuch der Psychobiologie“ schickte er 1925 sein „Skizzenbuch““Die Entdeckung der Seele. Allgemeine Psychobiologie“ voraus. Zudem publizierte Lungwitz psychobiologische Monographien, Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und in Tageszeitungen sowie Buchbesprechungen, deren Bibliographie allein an die einhundert Seiten zählt. Den Begriff „Psychobiologie“ nimmt Lungwitz für seine Lehre seit 1924 ausschließlich in Anspruch.



Literatur:

Becker, Reinhold. Die Psychobiologie von Hans Lungwitz. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Band 22, 2003
Dominicus, Rolf-Dieter: Hans Lungwitz und seine Psychobiologie. Verlag Die Blaue Eule, 1993 

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